Ein dickes Buch? – Nennt sich fast immer „Roman“, wenn es nicht gerade ein Sachbuch oder ein Telefonbuch ist. Und was man in der Zeitung findet? – Nennen die meisten „Bericht“, wenn es nicht gerade eine Kleinanzeige oder ein eingewickelter Fisch ist. Für Leser spielt eine weitere Unterscheidung keine Rolle. Ist das Buch spannend und mitreißend? Dann kann es ruhig auch eine Erzählung oder eine Novelle sein. Und wenn der journalistische Text informativ und relevant ist, dann kann er ruhig eine Reportage, ein Feature oder tatsächlich ein Bericht sein.
Wenn er sein Thema gefunden hat, wenn er alle Fakten und Hintergründe recherchiert hat, dann steht er vor der Frage: Bringe ich mein Thema besser als Reportage an den Mann, besser als Bericht oder reicht der Stoff gerade mal für eine Meldung?
Den Unterschied macht erstens der Umfang: Wähle ich ein großes Format, das ich dann aber nicht füllen kann, baut sich kein „journalistischer Druck“ auf, dann fehlt dem Text der „Schmackes“. In diesem unübersetzbaren Ruhrgebietswort schwingen nicht nur Wucht und Kraft mit, es meint auch Leidenschaft und Esprit, Zielgenauigkeit und Hingabe. Anders gesagt: Texte ohne Schmackes zwingen nachgerade zu selektivem Lesen - man wuselt über das aufgeblasene BlaBla hinweg und sucht den relevanten Kern.
Den Unterschied machen zweitens aber auch die jeweiligen Stärken und Schwächen der einzelnen Darstellungsformen aus: Eine gute Reportage kann die Gefühle der Leser anzusprechen, während ein Bericht nüchtern und sachlich informiert. Will ich ein Thema ausführlich, kompetent und besonders glaubwürdig vermitteln, führe ich am besten ein Interview mit einem Experten.
Von der Antwort hängt ab, wie Sie Ihr Thema aufbereiten und welche Textart Sie wählen. In den kommenden Blog-Beiträgen übers Bloggen stelle ich diese Darstellungsformen vor:
Sie ist die kürzeste aller journalistischen Darstellungsformen und eignet sich insbesondere dafür, kompakt und sachlich zu informieren. Leider findet sie in Blogs kaum je Verwendung - aus menschlich verständlichen Gründen: Ein Blog setzt dem Schreiber keine Grenzen, zwingt nicht zu Disziplin und Prägnanz. Leo Tolstois 2,5 Millionen Anschläge? Lassen sich auch ohne Krieg und Frieden toppen. Viele Blogger schreiben übers Wetter, über ihre persönlichen Befindlichkeiten, über Erschwernisse bei Anreise und Recherche, über das Getränk, das sie während des Schreibens genießen, über eine Fliege, deren Summen ihre Konzentration stört und über unfassbar viele weitere Banalitäten.
Aber auch wer nicht zum Schwafeln neigt, erliegt leicht der Versuchung, des Guten zu viel zu tun - und schreibt wirklich alles, was er über ein Thema weiß, ohne vorab zu überlegen, was davon für den Leser tatsächlich relevant ist. Versetzen Sie sich beim Schreiben in Ihr Gegenüber und fragen Sie sich sehr ernsthaft:
Eine Meldung zwingt zur Disziplin und zur Konzentration darauf, was an Information unverzichtbar ist. Dies umso mehr, da sich ihr charakteristischer Aufbau auf diese Formel bringen lässt: Die Meldung lässt sich von hinten beliebig kürzen. Probieren Sie es an folgendem Beispiel selbst aus. Auch wenn nur der allererste Satz stehen bleibt, ergibt die Meldung noch Sinn, denn er enthält die eigentliche Nachricht.
Via Krupp wieder komplett geöffnet
Die Via Krupp auf Capri ist wiedereröffnet. 30 Jahre war die Straße, die den Namen des Industriellen Alfred Krupp trägt, wegen Steinschlags gesperrt. Krupp, der längere Zeit auf Capri verbrachte, hatte den Bau angeregt und zu großen Teilen finanziert. 1902 wurde die Via Krupp eingeweiht, ihre Restaurierung hat sieben Millionen Euro gekostet. Gefeiert wird mit einem Kulturprogramm „Krupp und die deutsche Kultur auf Capri”.
... die kurze Informations-Vermittlung, also zum Beispiel für Ankündigungen und Veranstaltungshinweise, für Eröffnungs- oder sonstige Angebote. Zwar ist es nicht sinnvoll, einen Blog ausschließlich mit Meldungen zu bestücken – gleichwohl sind die kurzen Texte in aller Regel die meistgelesenen und somit die wirkungsvollsten.
Um ein Bild ergänzt, kann die Meldung auch als Lückenfüller dienen, wenn mal die Zeit für einen längeren Beitrag fehlt, z.B.: An den Wanderwegen blühen die ersten Buschwindröschen, der Frühling kommt …
Tipp: Sie tun also gut daran, sich einen Bilder-Fundus zuzulegen. Fotografieren Sie jetzt, was Ihnen in der Natur auffällt, damit Sie es nächstes Jahr verwenden können. Auch prägende Gebäude oder Landschaften fotografiert man am besten auf Vorrat – und zwar dann, wenn das Wetter gut ist und das Licht passt.
Eine schöne Verwendung von Meldungen ist auch, Spannung aufzubauen, indem Sie auf kommende Reportagen hinweisen, also z.B.: Sie kündigen in einer Meldung eine Ausstellungseröffnung an und verweisen darauf, dass Sie vorab mit der Kuratorin einen Rundgang machen werden, über den Sie kommende Woche im Blog berichten. Selbstverständlich müssen Sie dann sicher sein, dass die Reportage auch wirklich zu Stande kommt – am besten ist sie bereits fertig, wenn Sie sie ankündigen.
So oder so: Es müssen immer die wichtigsten Fragen beantwortet werden: Wer?, Wo?, Was?, Wann?, Wie viel kostet’s? usw. Bleiben Fragen offen, bleibt der Leser unbefriedigt. Außerdem gehört immer ein Link oder eine Adresse für weiterführend Info bzw. die Buchungs- oder Kartenvorverkaufsstelle dazu.
In diesem Falle finden Sie Info-Adresse und Kontaktdaten am Seitenfuß - auch wenn dieser Text beleibe keine Meldung war.