Texte aus der Dachkammer 
 
 aber nicht von oben herab

Der fünfte Nordpol oder:

Wo wohnt der Weihnachtsmann?

Der erste Mensch am Südpol? War 1911 Roald Amundsen, der das Rennen gegen Robert Falcon Scott knapp gewann - eine gute Geschichte, die sich fast jedem eingeprägt hat. Aber wer war der erste Mensch am Nordpol? Das ist nicht nur weitgehend unbekannt, sondern auch überraschend heftig umstritten. Die von sich behaupten, sie hätten es 1908 und 1909 geschafft, sind offenbar Lügner und Betrüger.

Als sicher gilt: 1937 reiste eine russische Expedition unter Leitung von Iwan Papanin per Flugzeug an, 1968 erreichte der US-Amerikaner Ralph Plaisted mit drei Begleitern per Schneemobil übers Eis kommend den nördlichsten Punkt der Welt. Es folgten weitere Entdeckungstouren per U-Boot, Eisbrecher, Luftschiff und zu Fuß. Was genau die Menschen dort suchten, ist ein bisschen unklar. Sicher jedoch ist: Den Weihnachtsmann fanden sie nicht, obwohl unterschiedliche Überlieferungen doch ganz klar den Nordpol als dessen Wohnort angeben. Aber welchen Nordpol? Es gibt nämlich vier unterschiedliche. Und für alle, die an den Weihnachtsmann glauben, muss es auch einen fünften geben - aber wo?

Nordpol Nummer eins ist der geografische, der ist leicht zu finden: Er liegt genau auf der Erdachse, hat die geografische Breite von 90 Grad Nord und ist auf dem Satellitenbild weiß markiert.

Zweitens gibt es den magnetischen Nordpol, also den Punkt, der die Kompass-Nadel anzieht (grün). Deren Hälfte, die Richtung Norden weist, heißt drittens auch Nordpol. Der magnetische Pol liegt derzeit ungefähr auf 78 Grad Nord und 104 Grad West, also irgendwo auf den kanadischen Queen-Elizabeth-Inseln. Im Laufe der Jahre wandert dieser Punkt und irgendwann soll er sogar mal auf der Südhalbkugel ankommen. Wann genau, darüber streiten die Gelehrten. Es wird aber wohl noch ein paar zigtausend Jahre dauern.

Viertens gibt es einen „Nordpol der Unzugänglichkeit“, der als der Punkt definiert ist, welcher am weitesten von allen Küstenlinien entfernt liegt (rot). Der Name ist etwas irreführend, da dieser Punkt bei 84 Grad Nord, 174 Grad West bereits 1927 zum ersten Mal erreicht wurde und so unzugänglich also nicht sein kann.

Und fünftens schließlich gibt es noch den Nordpol, an dem laut Legende der Weihnachtsmann wohnt. Sicher ist eigentlich nur, dass der nicht an den vorher genannten Punkten sein kann: Da waren ja schon überall Menschen um nachzuschauen. Bekannt hingegen ist seine Post-Adresse: Im Städtchen „North Pole“ bei Fairbanks in Alaska (blau) landen alle Briefe, die in den USA an Santa Claus adressiert werden (vollständige Adresse: 1 Santa Claus Lane, North Pole, AK 99705). Die 2.000-Seelen-Gemeinde beantwortet jedes Jahr tausende von Zuschriften. Ob sie jedoch die Briefe weiterleitete - und wenn ja, wohin - ist ungewiss.

 
 
 
 
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