...die baumelnde Seele?
Die allererste Seele baumelte 1931 in Mariefred westlich von Stockholm. „Mariefred ist eine klitzekleine Stadt am Mälarsee. Es war eine stille und friedliche Natur, Baum und Wiese, Feld und Wald - niemand aber hätte von diesem Ort Notiz genommen, wenn hier nicht eines der ältesten Schlösser Schwedens wäre: das Schloss Gripsholm.“ So schreibt Kurt Tucholsky in seiner Sommergeschichte „Schloss Gripsholm“. Und nachdem er dort war - übrigens zur Miete direkt im Schloss - und nachdem er seine Geschichte veröffentlicht hatte, war nichts mehr so beschaulich, wie er es beschrieben hatte: „Sie (die Touristen) kämen nur sonntags...“ Verfilmungen heizten das Interesse weiter an. In den 1960er-Jahren ulkte sich Walter Giller durch den skandinavischen Sommer, im Jahr 2000 geriet die neuerliche Adaption mit Ulrich Noethen und Heike Makatsch zu einem teils schwermütigen, teils schwülstig-erotischen Film, der sich weit von der Vorlage entfernte.
So oder so: Wer Urlaub in Südschweden macht, plant gerne einen Abstecher zum Schloss ein – als Kultur-Intermezzo in den Ferien. Tucholsky hatte dafür keinen Sinn: „Viele schöne Gemälde hingen da. Mir sagten sie nichts. ... Ich weiß nichts vom Stil dieses Schlosses.“ Stattdessen entspannte er sich, was er mit dem inzwischen unerträglich oft nachgeplapperten Satz beschrieb: „Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.“