Texte aus der Dachkammer 
 
 aber nicht von oben herab

Storytelling: Kurze Frage, spannende Antwort

Zahlen, Daten, Fakten? Sind wichtig. Im Gedächtnis jedoch bleiben Geschichten. Weil sie Herz und Seele ansprechen. Weil sie sich weitererzählen lassen. Deshalb ist Storytelling ein so starkes Marketing-Instrument. Und deshalb lag mir die Kolumne „Wo eigentlich liegt..." am Herzen, die bis 2009 regelmäßig im Reise Journal der WAZ erschien: Ortsnamen und ihre Geschichte, Regionen und deren Legenden, entlegene Gegenden und ihre Entdeckung. Sowas lässt einen nicht los. Jedenfalls mich nicht. Deshalb lebt die Kolumne an dieser Stelle fort und wird nach und nach ergänzt. Bei der Gelegenheit: besten Dank an Frank Roczniok für die tolle Idee.

Wo liegt eigentlich...

... Galgen? Heute lässt man hier niemanden mehr hängen - der Ortsname stammt aber tatsächlich von einer früheren Richtstätte.

... JWD? Irgendwo in Berlin, jedoch weit abseits des Hauptstadt-Trubels - und komischerweise nicht am Arsch der Welt.

... die baumelnde Seele? Eigentlich überall, wo andere Synonyme für Entspannung fehlen. Es gibt aber eine erste und einzig wahre.

... Elend und Sorge? Und sind den Gründern dieser beiden benachbarten Dörfer im Harz wirklich keine anderen Namen eingefallen?

... die sieben Weltmeere? Und gibt es tatsächlich so viele, waren es insgesamt nicht bloß drei? 

 ... die Robinson-Crusoe-Insel? Und gab es sie schon vor dem bekannten Roman von Daniel Defoe?

... Melitta, Melita oder Mellita? Wer sich für Doppel-"L" und nur ein "T" interessiert, klicke bitte hier.

... Hausen vor der Höhe? Und warum braucht das 700-Seelen-Örtchen diesen drolligen Namens-Zusatz?

... der Mäander? Der Fluss windet sich derart stark und in wechselnden Kurven, dass sein Name wortprägend wurde.

... Trizonesien? Gelehrte streiten, ob es dieses Land je gab - eine Legende ist es dennoch nicht.

... der Chimborazo? Und wieso ragt sein Gipfel irgendwie doch ein bisschen höher auf als der des Mount Everest?


Und wo liegt eigentlich...

...die redaktionSell?

Nicht in Bottrop, sondern in Gladbeck. Das hätte auch anders kommen können. Denn Mitte der 1970er Jahre zog man die Stadtgrenzen im Ruhrgebiet neu. So gehört Wattenscheid seither zu Bochum, Wanne-Eickel zu Herne und Henrichenburg zu Castrop-Rauxel. Meine innig geliebte Heimatstadt hingegen wehrte sich erfolgreich gegen die Eingemeindung nach Bottrop. Das gilt vielen GladbeckerInnen bis heute als größter Triumpf der Stadtgeschichte.

Abgesehen davon ist Gladbeck eine typische Stadt im Ruhrpott: sehr grün, lebenswert, mit riesigem Kultur-Angebot in kleinem Umkreis und man ist schnell irgendwo anders, wo es schön ist. In bis zu zwei Stunden im Teutoburger Wald oder in der Eifel, in zwei bis drei Stunden an der Nordsee - je nachdem, ob man rast oder nach Holland fährt; in einer halben Stunde per Rad in den Lippe-Auen in Dorsten oder an der Emscher im Gelsenkirchener Nordstern-Park.

Bundesweit bekannt wurde Gladbeck erstens 1928 durch den Mordfall Helmut Daube, ein besonders widerwärtiges Sexualverbrechen, das nie aufgeklärt wurde. Es war lange ein Lehrbuch-Beispiel (im Wortsinn) für eine komplett vermasselte Ermittlungs-Arbeit der Polizei. Man konzentrierte sich darauf, den einen Tatverdächtigen zu überführen (der wohl in  der Tat unschuldig war), und ließ während dessen jede andere Spur eisekalt werden.

Dann folgte zweitens 1988 das Gladbecker Geiseldrama, auf das wir GladbeckerInnen bis heute immer wieder angesprochen werden. Dokus und ein wirklich gut gemachter Spielfilm, die zu Jahrestagen widerholt werden, halten die Erinnerung wach.

Naja, aber immerhin, wie gesagt: Wir sind keine BottroperInnen. 117.000 Menschen in der Nachbarstadt können das nicht von sich behaupten. 


 
 
 
 
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